Gastbeitrag von Sebastian Keil
Am vergangenen Freitag und Samstag fand das erste EnergyCamp in Hamburg statt und Organisatorin Nina Galla kann eigentlich nur zufrieden sein (wobei ich nur am ersten Tag dabei war). Die Veranstaltung verlief rund, die Besucher kamen ins Gespräch und Appetit auf mehr wurde geweckt.
Zuerst zum Inhalt. Das Format des EnergyCamp erinnerte im Grund an das MicrobloggingCamp in Hamburg, eine Mischung aus Panels und Sessions. Das erste Panel war zum Thema Wissenschaft und Dr. Onno Groß (deepwave e.v.) und Prof. Hartmut Graßl (ehemals Max-Planck-Institiut) erörterten die Folgen des Klimawandels. Einige Brocken daraus:
„Es ist vermutlich gut, dass die BP-Katastrophe da stattgefunden hat, wo sie stattgefunden hat, allein aus Sicht der resultierten Aufmerksamkeit.“
„Der menschgemachte Klimawandel beschleunigt den Klimawandel ca. um den Faktor 50-100.“
„Wenn immer mehr Algen sterben, bekommen wir ein Problem, schließlich ist der Ozean für ca. 1/3 der Produktion von Sauerstoff verantwortlich.“
Dann kamen eine Session und ein Vortrag, deshalb oben auch Besucher statt Teilnehmer. Maret von Social Up wird dazu vermutlich in den nächsten Tagen mehr Details veröffentlichen (http://social-up.com/konferenz/energycamp-hamburg-2010/) und Nina hat auch schon angekündigt, dass die Videoaufnahmen demnächst veröffentlicht werden. Nach dem hervorragenden Mittagessen (vegetarisch, regional http://twitter.com/#!/ecamphh/status/28397509804) ging es mit dem Wirtschaftspanel weiter, für das ich große Erwartungen hatte. Vertreter von Conergy, der Desertec Foundation, Greenpeace und der Triodos-Bank diskutierten über das Geschäftsmodell „zwischen Greenwashing und Idealismus“. Nachdem es etwas zäh los ging (vermutlich weil das Essen noch verdaut werden musste), fanden die Panelisten doch noch einen angenehmen Rhythmus, der durch die vielen Fragen der Teilnehmer bereichert wurde. Dabei konnten Vorurteile gegenüber Desertec etwas ausgeräumt werden, andererseits war das Selbstverständnis von Conergy (nicht alles richtig gemacht, jetzt fokussiert auf das ökonomische Ergebnis) angenehm.
Insbesondere als Hamburger sehr spannend war die „Präsentation“ von Green Life e.v., die mit Fotos und Videos von ihrem Solarboot berichteten, dass sowohl kostenlos als Shuttle aber auch buchbar über die Elbe schippert http://www.mygreenlife.de/solarboot/allgemein/. Die Saison ist zwar fast zu Ende, aber für das kommende Jahr sollte man die beiden Macher im Auge behalten, dann hoffentlich auch auf der Alster.
Die Menge an Vorträgen im Verhältnis zu Sessions war ok, man darf nicht vergessen, dass das richtig nerdige Zeug auch noch nicht so weit verbreitet ist. Wer hat schon einen intelligenten Strommesser und kann über Softwares und Hacks sprechen? Nur einer der Teilnehmer hatte Solarzellen auf dem Dach und erst seit kurzer Zeit, da konnte man noch nicht viel Erfahrung teilen. Dennoch war dieses Camp wichtig, als Startschuss. Aus meiner Sicht sollte gleich im Frühjahr noch eines folgen, mit etwas mehr PR-Vorlauf, einer etwas hübscheren Webseite und mehr Teilnehmern.
Ich bin dabei.
P.S.: Einen weiteren Bericht vom EnergyCamp Hamburg wird es noch gegen Ende der Woche von der Organisatorin Nina Galla geben.