Warum wir uns mehr über Wohnungslüftung Gedanken machen müssen
Ich möchte mit einer kleinen, losen Serie mal zeigen wo meine persönlichen fachlichen Kompetenzen am größten sind und auch mal eigene Themen setzen. Das Thema Wohnungslüftung ist meines Erachtens gleichzeitig am meisten unterschätzt und am meisten überschätzt im Baubereich, kaum einer kann die Anforderungen an die Wohnungslüftung richtig einschätzen.
Warum müssen wir lüften?
Um die Wohnungslüftung richtig einschätzen zu können, muss man sich anschauen, warum wir lüften müssen. Es müssen Feuchtigkeit, CO2 und Schadstoffe abgeführt werden (und die entsprechende Menge an Frischluft muss in die Wohnung gelangen können) um für hygienische Verhältnisse zu sorgen und die Bausubstanz vor Feuchteschäden zu schützen.
Jeder Mensch produziert beim atmen Feuchtigkeit, Zimmerpflanzen geben Feuchtigkeit ab, durch Trocknen von Wäsche wird Feuchtigkeit an die Luft abgegeben und beim Kochen wird Feuchtigkeit produziert. All diese Feuchtigkeit muss irgendwo hin, wobei die Aufnahmefähigkeit der Luft beschränkt ist. An den kältesten Stellen der Außenwand, z.B. in Ecken, besteht – bei zu hoher Luftfeuchtigkeit – die Gefahr der Kondensation und damit eines Feuchteschadens oder gar von Schimmelpilzen.
Was ist heute anders?
Bisher haben wir uns nie oder nur wenig Gedanken machen müssen über die Lüftung. Gelüftet wurde praktisch automatisch durch die noch zahlreich vorhandenen Fugen in der Gebäudehülle. Heute gibt es in Neubauten und in sanierten Gebäuden kaum noch Fugen für eine automatische Lüftung. Zudem besteht die Angst vor Energieverlusten durch übermäßiges Lüften.
Als Folge verschlechtert sich in vielen Wohnungen die Raumluftqualität und der Feuchtegehalt in der Raumluft steigt soweit an bis die Feuchtigkeit sich an den kältesten Stellen niederschlägt. Im Extremfall kommt es zu einem Feuchteschaden am Gebäude oder gar zu einem Schimmelpilzwachstum. Diese Schadensfälle treten immer häufiger auf.
Man, also alle am Bau beteiligten Personen und Eigentümer oder Mieter, muss sich also mehr Gedanken machen über die Wohnungslüftung. Dabei spielen die Faktoren Abfuhr von Feuchtigkeit und Schadstoffen, Hygiene und Energieeinsparung die wichtigste Rolle.
Bei Mietwohnungen wird man heute nicht mehr um eine lüftungstechnische Maßnahme herumkommen, da sich die Eigentümer nicht auf ein richtiges Lüftungsverhalten der Mieter verlassen können. Im Wohneigentum ist es letztlich eh Sache des Eigentümers.
Gerade wegen dieser Halbwahrheiten möchte ich dieser Artikelserie starten. Vielleicht kann ja noch jemand etwas dazu beisteuern.
Vergessen zu erwähnen: ich beziehe mich explizit auf privaten Wohnraum (kein Gewerbe- und Industrie-Raum, denn dort ist eine entsprechende Anlage kaum zu ersetzen)
Beim Thema Wohnraumlüftung sind soviele Halbwahrheiten im Umlauf (v.a. von den Herstellern und Vertrieblern), dass es immer wieder Spassig ist, sich von diesen auf Messen „unterhalten“ zu lassen.
„Richtiges“ Lüften vorrausgesetzt (was bei Mietwohnungen in der Tat nicht vorrausgesetzt werden kann – Meist sind Fenster den ganzen Tag gekippt, aber ein Mieter kümmert sich nicht weiter drum) ist eine Wohnraumlüftung häufig unnötig.
Eine weitere Vorraussetzung ist eine gute Bausubstanz. Wobei es meines Erachtens der falsche Weg ist, Mängel der Bausubstanz mit Belüftungsanlagen heilen zu wollen. 🙂
Bin gespannt auf die Artikel zu diesem Thema