Vor zehn Tagen hatte ich einen Beitrag geschrieben über die Attraktivität von Stromzählern und über die Schwierigkeit den Stromverbrauch mit anderen zu vergleichen. Ein Vergleich mit dem durchschnittlichen Stromverbrauch ist ein Anfang, aber sich mit anderen aus dem gleichen sozialen Umfeld zu vergleichen wäre doch hilfreicher. Gerade im Stromverbrauch macht das mit Sicherheit einen Unterschied. Aber wer spricht schon über den eigenen Energieverbrauch und fragt seine Freunde „Was verbraucht Dein Haus/ Deine Wohnung denn so?“? Beim Auto sind solche Fragen doch sicher häufiger zu hören.
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Spielerisch den Stromverbrauch mit Freunden teilen
Da ich auch über Gamification als Unterstützung beim Strom sparen geschrieben habe, also über spielerisches sparen, hatte mich GreenPocket angeschrieben, ein Anbieter von Software für Smart Home und Smart Metering Produkten. Sie bieten bereits ein Modul an, um den Stromverbrauch mit den Freunden bei Facebook zu teilen – es nennt sich „Social Metering“.
Diese App dient nicht nur dem Vergleich mit den Freunden, mit ihrer Hilfe beschäftigt man sich spielerisch mit dem Thema Energieverbrauch und wird motiviert sparsamer zu leben.
Interview mit GreenPocket CEO Dr. Thomas Goette
Zu dieser App habe ich einige Fragen gehabt, die mir der CEO von GreenPocket, Dr. Thomas Goette beantwortet hat:
energynet.de: Wie funktioniert das Social Metering bei Green-Pocket?
Dr. Thomas Goette: GreenPocket hat bereits 2011 als weltweit erstes Unternehmen eine Smart Meter App für Facebook entwickelt. In Anlehnung an die Social Networks haben wir das Ganze dann „Social Metering“ genannt. Die Idee dahinter ist, dass jeder, der die App nutzt, seine Erfahrungen im Energiesparen mit seinen Freunden teilen und seine Energieeffizienz in wöchentlichen Wettbewerben unter Beweis stellen kann. Die Grundlage bildet ein einfaches Punktesystem rund um die Themen „Energieeffizienz“ und „Umweltbewusstsein“. Ähnlich wie bei Foursquare erhält der Nutzer virtuelle Trophäen, sogenannte „Badges“, z.B. für die Teilnahme an bestimmten Aktionen, Wettbewerben oder das Erreichen von Energiesparzielen.
energynet.de: Wird der Stromverbrauch automatisch erfasst oder manuell eingetragen? Ist dafür ein Smart Meter notwendig?
Goette: Das Geschäftsmodell hinter dem Social Metering sieht so aus, dass der Energieversorger die App lizensiert und an seine Endkunden weitergibt. Dazu wird der Stromverbrauch mit einem Smart Meter erfasst. In Verbindung mit Visualisierungssoftware ermöglicht ein Smart Meter die Kontrolle des eigenen Energieverbrauchs, z.B. auf dem PC oder dem Smartphone. Der Nutzer erhält mehr Transparenz, kann seine Energiekosten reduzieren und seine CO2-Bilanz nachhaltig verbessern. Für die Energieversorger ist die App als Customer Engagement Tool interessant, denn ohne die Verbraucher und deren verstärkte Einbindung wird eine moderne, interaktive Energieversorgung im Sinne der Energiewende nicht funktionieren.
energynet.de: Wer nutzt das Social-Metering?
Goette: Als wir die App Ende 2011 auf der Metering Europe in Amsterdam erstmals vorgestellt haben, war die Resonanz sehr gut. Vor allem die deutschen Energieversorger haben bisher jedoch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London kam die App dann aber in einer modifizierten Version im Olympischen Dorf zum Einsatz.
energynet.de: Kann diese Funktion zur Stromeinsparung, bzw. Senkung der Stromkosten beitragen?
Goette: Auf jeden Fall. Denn der Vergleich mit anderen Facebook-Nutzern motiviert dazu, den eigenen Energieverbrauch zu senken und möglichst CO2-arm zu leben. Natürlich ist das Einsparpotenzial beim Strom begrenzt. Richtig interessant wird es erst, wenn man die Heizung integriert. Dann ist man allerdings schon einen Schritt weiter, beim Thema „Smart Home“.
energynet.de: Wäre das Social-Metering auch mit einem Wärmezähler möglich?
Goette: Definitiv. Aber es hängt vom Energieversorger ab, die entsprechenden Daten zu liefern. Wenn diese vorliegen, wäre es theoretisch kein Problem, die App auch für den Vergleich des Wärmeverbrauchs zu nutzen.
energynet.de: Wie wird für die Sicherheit der Daten der Nutzer gesorgt?
Goette: Gerade im Zusammenhang mit Facebook und dem NSA-Skandal ist es verständlich, dass diese Frage aufkommt. Doch im Netz gibt es grundsätzlich keine hundertprozentige Sicherheit. Und letztendlich entscheidet jeder Nutzer selbst, was er postet und was er lieber für sich behält. Hinzu kommt, dass in der Social Metering App keine absoluten Zahlen veröffentlicht werden. Die Informationen, die bei Facebook erscheinen, werden abstrahiert und immer nur in Relation zu Freunden dargestellt.
Stromverbrauch teilen als Teil der Quantified Self Bewegung?
Durch die noch geringe Verbreitung von Smart-Metern und die großen Bedenken, die es hierzulande beim Datenschutz gibt, wird sich diese Funktion bei uns wohl kaum ausbreiten. Ich finde die Idee aber sehr interessant. Warum sollte man sowas aber nicht machen können, mit selbst erfassten Verbrauchswerten oder einer anderen Einrichtung zur Erfassung des Energieverbrauchs?
Wenn die Verbreitung der eigenen Daten auf Freiwilligkeit beruht, dürfte dem eigentlich nichts entgegenstehen. Wenn wir unsere Daten vom Sport, die gelaufenen Schritte oder gar das Gewicht teilen – Stichwort Quantified Self-, dann können wir auch den Strom- und Heizenergieverbrauch teilen.
Was meint Ihr dazu? Würdet Ihr die Höhe Eures Strom- und Heizenergieverbrauchs mit anderen teilen?